Schottland, Netherhall. Wir schreiben das Jahr 1907. Einer der begabtesten Physiker Europas hinterlässt mit seinem Ableben ein Lebenswerk mehrerer einflussreicher Studien, Theorien und Arbeiten. In der Physik, Chemie und Mathematik war er mehr als begabt. Jedoch befasste er sich speziell mit den Gebieten der Elektrizitätslehre und Thermodynamik. Bei seinem Tod wird er neben Sir Isaac Newton beigesetzt, einer der einflussreichsten Physiker aller Zeiten. Dieser beschrieb seiner Zeit das Gravitationsgesetz und unter anderem auch die Teilchentheorie des Lichtes. Außerdem begründete er die Erklärung des Lichtspektrums. Der Name des in Netherhall verstorbenen Physikers lautet: William Thomson, Baron Kelvin of Largs in the County of Ayr.
Dessen Adelstitel setzt sich zusammen aus dem Fluss „Kelvin“, nahe der in Glasgow liegenden Universität, und seines Landsitzes in Largs. In der Lichtplanung geht der Begriff “Kelvin” in eine ähnliche Richtung. Hier gibt der sogenannte „Kelvin-Wert“ einer Leuchte eine Temperatur an; nämlich die Farbtemperatur des abgegebenen Lichts zwischen „warm“ und „kalt“. Aber warum tun wir das? Wie bestimmt man die Lichttemperatur? Und was bewirkt die Farbtemperatur?
Man orientiert sich bei der Lichtfarbe an einem physikalischen Gedankenkonzept: Wenn ein schwarzer Strahler immer heißer würde, so würde er ein Farbspektrum von Dunkelrot, Rot, Orange, Gelb, Weiß bis Hellblau durchlaufen. Grundsätzlich gilt: Je niedriger der Kelvin-Wert eines Leuchtmittels, desto „wärmer“ wirkt das abgegebene Licht. Am besten kann man sich die Lichttemperaturen merken, indem man unsere Sonne (am besten nicht direkt!) anschaut. Unser lebensnotwendiger Stern ist nämlich rund 5.800K (\~5.500 °C) heiß und glüht in einer gelb-weißen Farbe. Der hellste Stern an unserem Nachthimmel - der Stern Sirius - ist rund 10.000K (\~9.700 °C) heiß und leuchtet in einem grellen, kalten Blau. Zwei völlig unterschiedliche Farben! So kann unser Nachthimmel in allen möglichen Farben erstrahlen. Und deswegen benutzt man in der Lichtplanung gezielt Leuchten und Leuchtmittel, die einen bestimmten Kelvin-Bereich abdecken.
Durch mehrere Forschungen konnte man die Erkenntnis ziehen, dass sich die Lichtfarbe unterbewusst direkt auf unsere Gefühlslage auswirkt. Stellen Sie sich zum Beispiel folgende Situation vor:
Sie arbeiten in einem Großraumbüro. Vor zwei Monaten wurden Sie, aufgrund des Fachkräftemangels und Ihrer besonderen Kenntnisse, in eine Filiale außerhalb Ihres Bundeslands notversetzt. Nach Ihrem letzten langen Tag im Büro kommen Sie Mitte November endlich nach Hause. Der Himmel war schon bei der Hinfahrt am Morgen wieder von dunklen Wolken durchzogen. Nicht einmal ein einzelner Sonnenstrahl hat die Wolkendecke durchbrechen können. Auch die Rückfahrt über die Autobahn war vom regnerischen Wetter und grellen Scheinwerfern geprägt. Der Gegenverkehr blendete Sie wie ein direkter Blick in ein Flutlicht im Stadion. Ihr Blick ist schon träge von der ganzen Arbeit im Büro, da hat der Weg nach Hause Ihren Augen noch den Rest gegeben.
Sie gehen durch Ihre Haustür und merken, dass Ihre Partnerin bzw. Ihr Partner mit eingeschaltetem Fernseher eingeschlafen ist. Sie versuchen leise zu bleiben und betreten mit innerer Freude Ihr Schlafzimmer. Zwar sind Sie selbst noch nicht müde, aber Sie merken, dass Sie sich etwas ausgelaugt fühlen. Nichts ahnend betätigen Sie den Lichtschalter in Ihrem Schlafzimmer und werden plötzlich für mehrere Sekunden von einem hellen Licht geblendet. Sie haben sich vormals für eine viel zu kalte LED-Beleuchtung im Schlafzimmer entschieden, und sind nicht nur geblendet, sondern dazu auch noch hellwach.
Durch die richtige Wahl bei der Schlafzimmerbeleuchtung wäre das nicht passiert. Doch worauf sollte man bei der Auswahl der Lichttemperatur wirklich achten?
Weniger als 3.300 K: Dieses warm weiße Licht erinnert an einen Sonnenuntergang und ist angenehm für das Auge. Es schafft eine angenehme und ruhige Atmosphäre im Raum, die einladend, warm und heimisch wirkt.
3.330 - 5.000 K: Dieses neutral weiße Licht ist eher für einen Hobbykeller oder das HomeOffice gedacht. Es hat eine neutrale und sachliche Wirkung.
Mehr als 5.000 K: Dieses Tageslicht-weiße Licht ist ideal für Industrie-, Shop-, Außen-, und Bürobeleuchtung und fördert die Konzentrationsfähigkeit.
Am besten überprüft man auch die Wiedergabetreue des Lichts anhand des CRI-Werts.